AT — 4600 Wels
Wettbewerb 2022 4. Platz
Lokalbahnhof Wels
Projekttyp: | Wohnen, Gewerbe |
Standort: | Lokalbahnhof, 4600 Wels |
Status: | Wettbewerb 2022 – 4.Platz |
Nutzfläche: | 20.740 m2 |
Grundstücksgröße: | 16.033 m2 |
Auftraggeber: | Gemeinn. Welser Heimstättengenossenschaft reg. Gen.mbH |
Material: | Beton, Putzfassade und Steinfassade im Sockel |
Rendering | Expressiv |
Partner: | Architekten Kneidinger |
Städtebau und Infrastruktur
Die Umgebung wird geprägt von der Bahnachse der Lokalbahn im Osten, der verkehrsberuhigten, alleeartigen Dragonerstraße im Norden und den eher kleinteiligen, linearen Strukturen im Süden. Im Westen grenzt der Bauplatz an die Feldgasse, sowie an ein bisher unbebautes Grundstück, auf das städtebaulich Rücksicht genommen werden sollte. Die Planung reagiert auf das zu Grunde liegende Leitbild durch den 7-geschoßigen, städtebaulichen Akzent im Nord-Osten, der gleichzeitig den Zugang zum Areal markiert. Im Erdgeschoß befindet sich dort auch der gewünschte Norma-Markt, auf dessen Sockel sich ein weiterer Wohnbaukörper und eine großzügige Dachterrasse befinden.
Die restliche Bebauung bildet einen aufgelösten Blockrand, welcher sich im Inneren durch das gezielte Aufnehmen vorhandener Achsen definiert und so spannende Blickbeziehungen, Freiräume und einen unverkennbaren Städtebau erzeugt. Die Höhenentwicklung orientiert sich am Leitbild, welches eine Abtreppung Richtung Süden vorgibt. Die Baukörper selbst sind zusätzlich in ihrer Geschoßigkeit differenziert und schaffen so ein spannendes Gesamtensemble.
Erschliessung und Verkehr
Die verkehrstechnische Erschließung erfolgt über die Dragonerstraße in eine Nebenfahrbahn entlang der Lokalbahnstrecke. An dieser Zufahrt werden Oberflächenparkplätze angeboten, die sowohl von den Kunden des Norma-Marktes genutzt werden können, als auch für Besucher der Wohnanlage. Die Tiefgarageneinfahrt ist neben der Anlieferung des Supermarktes situiert. In der teilweise zweigeschoßigen Tiefgarage findet sich ein eigens abgetrennter Bereich mit 41 großzügigen Stellplätzen für die Norma-Kunden, von welchem sie mit einem separaten Lift direkt ins Foyer des Marktes gelangen. Alle Häuser sind direkt mit der Tiefgarage, sowie den erforderlichen Keller-Nebenräumen verbunden. Das gesamte Areal ist zur Gänze frei gehalten vom motorisierten Individualverkehr, allerdings ist die Durchwegung des gesamten Areals auf speziell dem Außenraumkonzept angepassten Fuß- und Radwegen möglich. Alle Häuser haben Zugänge zum großzügigen Park im Inneren der Anlage. Des Weiteren finden sich auch Fahrradabstellplätze direkt bei den großzügigen Hauptzugängen der jeweiligen Gebäude, welche somit als Kommunikation- und Begegnungszone fungieren.
Gebäude- und Wohnungstypologie
Die Entwicklung verschiedener Wohnstrukturen schaffen hochqualitative Wohnmöglichkeiten, eine gute soziale Durchmischung und eine Förderung eines generationsübergreifenden Wohnens – somit wird eine ausgezeichnete soziokulturelle Qualität gewährleistet. Das Ensemble mit insgesamt 221 Wohnungen besteht aus vier vier- bis fünfgeschossigen winkelförmigen Baukörpern sowie vier vier- bis siebengeschossigen Baukörpern, wovon sich zwei über einem gemeinsamen Erdgeschoß (dem Norma-Markt) befinden.
Die Häuser werden jeweils über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen und gewährleisten gut belichtete Wohnungen in alle Richtungen mit idealen Sichtverbindungen ins Freie. Durch die unterschiedlichen Höhen der Baukörper und gezielte Rücksprünge in verschiedenen Ebenen entstehen spannende Dachterrassen, welche vom Stiegenhaus aus zugänglich sind und als zusätzlicher Freiraum für die Bewohner des jeweiligen Hauses dienen.
Aussengestaltung
Die Baukörper sind um eine großzügige Parkanlage situiert, welche das Herzstück des Ensembles bildet. Das Gründach über dem Erdgeschoß des Norma-Marktes ist für eine Nutzung durch die Bewohner als Begegnungs- und Aufenthaltszone konzipiert. Es werden verschiedene Freibereiche angeboten, Sitzgelegenheiten, Hochbeete, diverse Spielplätze, sowie eine großzügige Bepflanzung der Naturpark-Areale. Die vielseitige Durchwegung der Gesamtanlage wird gelegentlich von Wasserflächen begleitet und erfolgt auch über Promenaden, welche sich an einem zentralen Marktplatz kreuzen. Die Wohnungen des Erdgeschoßes verfügen über Eigengärten, welche sich perfekt in das Konzept der Außenanlage integrieren.
Architektur – Materialität – Farbe
Die Fassadengestaltung der Gebäude wirkt für jeden Baukörper individuell, jedoch unterstreicht die einheitliche Architektursprache das homogene Erscheinungsbild als Gesamtensemble. Diese Differenzierung wird zusätzlich durch verschiedene Farbgebung hervorgehoben. Die gewünschte Dachlandschaft wird durch geneigte Dächer mit Dacheinschnitten und Gaupen, Dachterrassen und Dachgärten, sowie extensiv begrünten Dachflächen definiert. Folgende Motive gliedern die Fassadengestaltung: versetzte Fensterelemente, eingeschnittene Loggien, vorgehängte Balkone mit teilweise geschlossenen, teilweise transparenten Brüstungen, sowie flexible Sonnenschutzpaneele. Die Dreidimensionalität der Fassade wird durch zusätzlich angeordnete Gestaltungselemente (horizontale Gesimse, breite Fensterfaschen, Pflanztröge) verstärkt. Die straßenseitig situierten Gebäude verfügen über eine flexible Erdgeschoßzone mit einer Raumhöhe von 5m, um sowohl Wohnungen mit Galerie-Geschoßen, wie auch Sondernutzungen (Fitness, Geschäfte, Bäckerei, Café, Start-Ups,…) zu ermöglichen. Alle Erdgeschoßzonen heben sich durch Materialität von den restlichen Geschoßen ab und bilden einen klassischen Bezug zum Stadtbild der Stadt Wels.Die Eingänge zu den Häusern und Geschäftsflächen lassen sich durch großzügige Verglasungen in der Fassade leicht ablesen und erleichtern so das einfache Erkennen der Zugänge für Kunden und Bewohner.
Wirtschaftlichkeit
Es wird auf den Wunsch Rücksicht genommen, qualitätsvolle kompakte Wohnungen zu errichten, welche sich an den maximal geförderten Wohnflächen orientieren, so dass sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen realisierbar sind. Mit nur sieben Stiegenhäusern für 221 Wohnungen gestaltet sich die Erschließung äußert effizient. Darüber hinaus liegen aus sinnvollen bautechnischen Überlegungen alle Wohnungen und somit die zugehörigen Küchen- und Badstränge in allen Geschossen übereinander. Die Fassadenflächen der Stiegenhäuser werden nicht komplett verglast sondern durch Fensteröffnungen gestaltet. Durch ein effektives Tragwerkssystem (bis ins Untergeschoß) ohne größere Auskragungen und extreme Spannweiten, können aufwändige Konstruktionen und somit unnötige Kosten vermieden werden.
Statisches Grundkonzept
Das statische Konzept basiert auf einer wirtschaftlichen Lösung des gesamten unterirdischen Geschoßes inklusive Tiefgarage und den darüber liegenden oberirdischen Geschoßen mit deren tragenden Elementen. Diese statisch optimierte und großteils kongruente Planung verfeinert sich weiter in der Materialwahl in den oberirdischen Geschoßen in Stahlbeton- und Ziegelmauerwerk.
Die Deckenkonstruktionen sind als Flachdecken und der Liftschacht in Ortbetonbauweise konzipiert. Die umlaufenden auskragenden Terrassen/Balkonplatten sind mittels Isokorb thermisch getrennt. Die kompakten Treppenhäuser mit den darin befindlichen Liftschächten, sowie Wandscheiben wirken aussteifend gegen Wind- und Erdbebenlasten, welche auf das Gebäude einwirken. Die gesamte Tiefgarage in Stahlbetonbauweise ist so ausgelegt, dass die Deckenkonstruktion eine intensive Begrünung mit deren Aufbau trägt und auch nachhaltig funktioniert. Die Fundierung der Wohnhäuser erfolgt prinzipiell mit einer Stahlbeton-Fundamentplatte und im Bereich der Tiefgarage sind Streifen-, bzw. Punktfundamente und Unterbeton geplant.
Die mechanische Festigkeit und die Standsicherheit werden lt. OÖ Bauordnung und OIB1 ausgelegt.
Energetisches Grundkonzept
Durch die Kompaktheit der Baukörper sind diese sowohl in der Errichtung als auch in der Instandhaltung sehr ökonomisch. Die Wohngrundrisse gestalten sich äußerst effizient. Die Wohnanlage ist in Niedrigstenergiebauweise angedacht, hierbei wird eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung empfohlen. Die Dämmung des Flachdaches als Warmdach, sowie das Wärmedämmverbundsystems wird nach diesen Kriterien ausgelegt, ebenso die Kunststoff/Alu Fensterkonstruktionen mit deren 3-fach-Isolierverglasung.
Die Einhaltung der Sommertauglichkeitskriterien gemäß der ÖNORM B8110-3 wird gewährleistet durch:
- keine überproportionalen Verglasungsflächen
- ausreichende Beschattung der großen Glasflächen durch Loggien
- außenliegender Sonnenschutz für einzelne Fenster
- massive Wände und Decken mit ausreichender Speichermasse
Durch den intensiv begrünten Innenhof, die teilweise begrünten Dächer und die Beschattung der Parkplätze durch Bäume wird außerdem das Mikroklima im Sommer vorteilhaft beeinflusst. Ein Aufheizen von versiegelten Flächen wird dadurch verhindert und die Verdunstungsfeuchte sorgt für eine zusätzliche Abkühlung. Auf den Dachflächen kann eine Photovoltaik- und/oder Solaranlage ausgeführt werden. Die Abwärme der Kälteanlagen des Geschäfts wird als Heizenergie im Gebäude genutzt.