AT — 4400 Steyr

Wettbewerb 2024 — 2.Platz
Taborstrasse Steyr

Projekttyp: Wohnen & Krabbelstube
Standort: Tabor Knoten, 4400 Steyr
Status: Wettbewerb 2024 — 2.Platz
Nutzfläche: 18.453 m2
Grundstücksgröße: 17.623 m2
Auftraggeber: Neue Heimat, GWG, EGW
Material: Beton, Putzfassade mit Strukturputz-Elementen

Im Juni 2024 hat die Jury unseren Wettbewerbsbeitrag als 2. Platz gekürt. An dem Wettbewerb haben 13 renommierte Büros teilgenommen.

Städtebau und Infrastruktur

Unser Wettbewerbsbeitrag für die Neugestaltung des Tabor-Knotens war eine anspruchsvolle Herausforderung, bei der die Projektierung einem Tetrisspiel glich. Unterschiedliche Nutzungsanforderungen und komplexe städtebauliche Bedingungen machten eine flexible und kreative Lösung notwendig. Die Anforderungen an die Umsetzung einer hohen Dichte auf dem Planungsareal stellte in Frage, ob die Planung einer lockeren, offenen Bauweise möglich ist?

Wettbewerb Taborstrasse Steyr — 2. Platz
Wettbewerb Taborstrasse Steyr — 2. Platz
Wettbewerb Taborstrasse Steyr — 2. Platz
Wettbewerb Taborstrasse Steyr — 2. Platz
Wettbewerb Taborstrasse Steyr — 2. Platz

Unser Ansatz basiert auf einer schallabsorbierenden Bebauung entlang des belebten Knotenpunkts, die den Lärm effektiv abmildert und gleichzeitig eine visuell ansprechende Architektur bietet. Dieser Bauteil A wurde als erster Baustein in Form eines schallabsorbierenden Riegels, mit Unterteilungen in Gebäudehöhen und Gliederungen in Vor- und Rücksprüngen gesetzt. Hinter dieser Lärmschutzwand öffnet sich das Areal zu einer beruhigten Zone, in der sechs kubische Baukörper, wie die Bausteine eines Tetrisspiels angeordnet sind.

In dem Planungsareal wurde bewusst eine punktuelle Bauweise gewählt, um trotz der geforderten hohen Dichte, eine gewisse Lockerheit zu ermöglichen. Jede Position der Gebäude musste sorgfältig gewählt werden, um die Abstände zu den Realteilungen einzuhalten und eine harmonische Gesamtstruktur zu gewährleisten.

Erschliessung und Verkehr

Ein entscheidender Bestandteil unseres Entwurfs ist die Zufahrt zu der Tiefgarage, die direkt am Eingang des Kreisverkehrs angeschlossen ist. Durch diese frühzeitige Abzweigung wird das Verkehrsaufkommen auf dem Areal deutlich reduziert, da 298 Fahrzeuge in der Tiefgarage Platz finden. Lediglich 80 Fahrzeuge haben oberirdische Parkmöglichkeiten, die untergeordnet entlang der westlichen Zufahrtstraße und großzügig mittels Sammelparkplätze im Osten situiert werden, wodurch der innere Bereich des Areals vollständig autofrei bleibt.

Die Anordnung der Tiefgarage trägt maßgeblich zur Entlastung des oberirdischen Verkehrs bei. Dies ermöglicht es uns, die beruhigte Zone zwischen den Baukörpern großzügig mit Grünflächen, Gehwegen und Erholungsbereichen zu gestalten. Die Anordnung der Gebäude und der Grünflächen ist so abgestimmt, dass sie eine visuelle Einheit bildet und gleichzeitig eine angenehme, fußgängerfreundliche Atmosphäre schafft. Durch diese Verkehrslösung wird das Areal nicht nur leiser und sicherer, sondern auch ökologisch nachhaltiger. Die reduzierte Anzahl von Fahrzeugen auf der Oberfläche trägt zur Verbesserung der Luftqualität bei und schafft Raum für Freizeitaktivitäten, Erholung und Gemeinschaftsbereiche.

Aussengestaltung

Die Entwicklung verschiedener Wohnstrukturen schaffen hochqualitative Wohnmöglichkeiten, eine gute soziale Durchmischung und eine Förderung eines generationsübergreifenden Wohnens – somit wird eine ausgezeichnete soziokulturelle Qualität gewährleistet. Das Ensemble mit insgesamt 221 Wohnungen besteht aus vier vier- bis fünfgeschossigen winkelförmigen Baukörpern sowie vier vier- bis siebengeschossigen Baukörpern, wovon sich zwei über einem gemeinsamen Erdgeschoß (dem Norma-Markt) befinden.
Die Häuser werden jeweils über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen und gewährleisten gut belichtete Wohnungen in alle Richtungen mit idealen Sichtverbindungen ins Freie. Durch die unterschiedlichen Höhen der Baukörper und gezielte Rücksprünge in verschiedenen Ebenen entstehen spannende Dachterrassen, welche vom Stiegenhaus aus zugänglich sind und als zusätzlicher Freiraum für die Bewohner des jeweiligen Hauses dienen.

Aussengestaltung

Unser Wettbewerbsbeitrag vereint die Herausforderungen einer diffizilen Projektierung mit der Schaffung eines einladenden, grünen Stadtviertels. Die Tetris-ähnliche Anordnung der Baukörper ermöglicht eine flexible Nutzung für Wohnen, Arbeiten und Freizeit. Die Integration einer strategisch positionierten Tiefgarage zeigt, dass durch intelligente Verkehrsplanung eine nachhaltige und lebenswerte Umgebung entstehen kann. Die Leitidee unseres Entwurfs befasst sich mit der großzügigen Begrünung des Planungsareals. Zwischen den Baukörpern erstrecken sich Grünflächen, die zum Entspannen und Verweilen einladen. Überall verlaufen Fuß- und Fahrradwege, die sich durch die Anlage schlängeln und verschiedene Bereiche miteinander verbinden. Diese Wege sind bewusst so gestaltet, dass sie ein angenehmes, auto-freies Erlebnis bieten. Der Individualverkehr wird an die Ränder des Areals verbannt, wodurch der innere Bereich frei von Fahrzeugen bleibt.

Die mittig gelegene Durchwegung schafft eine autofreie Promenade, die sowohl als Verbindungselement für die benachbarten Grundstücke und dem Einkaufszentrum Hey! Steyr fungiert, als auch eine Verbindung des nördlichen und südlichen Planungsareals schafft. Durch die auskragenden Gebäudeteile der Häuser D und F entstehen außerdem überdachte Außenbereiche, die als Treffpunkte der Bewohner dienen und die Hauseingänge einleiten.

Gebäude- und Wohnungstypologie

Die Krabbelstube wurde als „Herzstück“ in einen mittig gelegenen Baukörper entlang der Durchwegungs-Achse positioniert und von allen Seiten von Grünflächen umspielt. Der Bauteil A soll das Gebiet lärmtechnisch schützen, weist aber punktuell in der Erdgeschoßzone Zugangsbereiche mit großzügigen Foyers für KIWA- und Fahrradabstellräume auf und leitet die Besucher in die dahintergelegenen geschützten Grünbereiche weiter. Die Eigentumswohnungen wurden südwestlich in den ruhigsten Bereich des Planungsgebietes situiert. Die Gebäude wurden so geplant, dass alle Wohnungen nach Osten, Süden und Westen ausgerichtet sind.

Architektur – Materialität – Farbe

Die Fassaden sind so gewählt, dass die Anforderungen der Wohnbauförderung eingehalten werden. Aufgrund der geforderten hohen Dichte des Areals und der Nähe der Baukörper zueinander, wurde von der Planung von Balkonen abgesehen. Die punktförmigen Häuser weisen alle Loggien als Freibereiche auf, damit eine möglichst hohe Privatheit der einzelnen Wohnungen gewährleistet wird. Lediglich im Bereich des Bauteils A wurden ebenso Balkone eingeplant, wodurch die hohen Gebäudeteile eine horizontale Gliederung erfahren. Um die Wirkung des Tetris-Spiels zu verstärken haben wir uns in unserem Entwurf dazu entschieden, die Hauptfassaden der Gebäude abwechselnd in einem Weiß und in einem beigen Farbton zu gestalten. Punktuell wurden an den Hauptfassaden weitere Farbakzente mittels Farbbereichen in den Hauptfassaden in dunkleren Beige-Gelb-Tönen gesetzt um das Gesamterscheinungsbild des Areals aufzulockern. Diese Farbakzente werden durch Wahl einer gröbere Putzstruktur verstärkt. In Bereich der Loggien wurde aufgrund der privaten Einblicke, punktuell vollflächige Sichtschutzelemente gewählt, um einen individuellen Rückzug zu ermöglichen. Durch das Positionieren der Freibereiche an den Häuserecken und Versetzten der Baukörper zueinander war es möglich maximal mögliche Abstände zueinander zu generieren und unterschiedliche Sichtbeziehungen herzustellen. Die Punkthäuser sind mit einem Splitlevel-Prinzip geplant. Die Erdgeschoßzone ist nur zur Hälfte mit einer Raumhöhe von 3,30m geplant. Dadurch heben sich die 4-geschoßigen Gebäude nochmals durch einen Höhensprung der Baukörper ab und erzeugen ein gewisses Spiel in der Fassade. Die erhöhte Erdgeschoßzone wurde nicht in jedem Baukörper umgesetzt, damit die maximal erforderlichen Abstände zu den Parzellengrenzen eingehalten werden können, aber auch um nur eine punktuelle Anordnung von möglichen Gewerbezonen zu gewährleisten.

Die niedrigen Abstandsbestimmungen zwischen den Baukörpern wurden gemäß OÖ Bauordnung und Auflagen des rechtsgültigen Bebauungsplanes eingehalten und ermöglichen eine spätere Realteilung für jeden Hauptbaukörper. Eine Verbindung mittels raumbildender Elemente ist nachträglich möglich und würden eine Bauplatzteilung der einzelnen Baukörper umgehen. Um die Klarheit der Baukörper herauszuheben, wurde davon jedoch in unserem Entwurf abgesehen.